Es gilt keine Zeit zu verschwenden!

Es gilt keine Zeit zu verschwenden!

Während der heutigen Konferenz Working Without Waste im europäischen Hauptquartier von Avery Dennison präsentierten Prof. Vincent Wiegel, Lean-Experte von der HAN-Universität (Holland) das Konzept des zeitbasierten Wettbewerbs. Dem Publikum aus belgischen und niederländischen Etikettendruckern stellte er eine Reihe von “Was wäre wenn”-Fragen:

  • Was wäre, wenn Sie Angebote für kundenspezifische Etiketten innerhalb von 24 Stunden versenden könnten?
  • Was wäre, wenn Sie die Vorlaufzeit der Etikettenherstellung um 90 % reduzieren könnten?

Wie würde sich das auf Ihren Wettbewerbsvorteil auswirken? Stellen Sie sich vor, Sie liefern Ihre Produkte, bevor Ihre Konkurrenz überhaupt ein Angebot geschickt hat!

Wiegel führte das Konzept des Schnellreaktionsmanagements (QRM = Quick Response Manufacturing) als zusätzliches Merkmal der “Lean”-Philosophie ein. QRM wurde von Professor Rajan Suri der Universität Wisconsin in den USA für Unternehmen entwickelt, die kundenspezifische Produkte oder “Engineering-auf-Bestellung” (ETO = Engineering-To-Order) herstellen. Er erklärte, dass Vielfalt bei guter Verwaltung keine Last ist, sondern ein strategischer Vorteil. Die Idee ist, sich nicht auf Kosten, Effizienz oder Qualität zu konzentrieren, sondern nur auf die Zeit: Wenn Sie Ihre Durchlaufzeiten reduzieren, folgt automatisch eine bessere Effizienz und Kundenzufriedenheit.

Durchlaufzeiten von Vorgängen sind viel länger als die tatsächliche Bearbeitungs- oder Ausführungszeit, um die eigentliche Arbeit zu erledigen. Das Konzept der kritischen Wege bezüglich Herstellungszeit (MCT = Manufacturing Critical-path Time) wurde eingeführt und wird als die Kalenderzeit zwischen Auftragseingang und Lieferung des ersten Artikels definiert.

Wiegel erläuterte, wie man einen einfachen MCT-Plan aller verschiedenen Prozessschritte bis hin zur Auslieferung der Bestellung erstellt, indem man Balken verwendet, um jeden zeitbezogenen Aktivitätspfad entlang der x-Achse darzustellen. Die Balken werden durch Linien unterteilt, die jeden Prozessschritt markieren, einschließlich Warte- (weiß schattiert) und Bearbeitungszeit (grau). Die Prozessschritte mit der größten weiß schattierten Breite zeigen an, wo der größte Fokus auf Verbesserungen liegen sollte.

Er erklärte auch die vier Hauptbestandteile der QRM:

  1. Fokus auf Zeit (Vorlaufzeit als treibender Faktor zur Entscheidungsfindung)
  2. Organisation (Zellen gegenüber Funktionen, mehrfache Qualifikationen gegenüber Spezialisten, Zeit statt Effizienz als Leistungsindikator)
  3. Systemdynamik (die Durchlaufzeit ergibt sich aus einer komplexen Wechselwirkung zwischen Mitarbeiter, Material und Maschine)
  4. Unternehmensweite Strategie (Materialversorgung, Fertigung, Büro)

Die durch QRM erzielten Ergebnisse sind erstaunlich. Dazu gehören Durchlaufzeitverkürzungen von 90 %, erhöhte Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit, Schaffung freier Kapazitäten sowie geringere Organisationskosten.

Als Wiegel die Teilnehmer fragte: “Werden Sie einen MCT-Plan erstellen, wenn Sie wieder im Büro sind?”, hob etwa die Hälfte des Publikums die Hand. Um mehr über dieses interessante Konzept für die Druckindustrie zu erfahren, sehen Sie Vincents Präsentation auf slideshare an oder sehen Sie auch auf Wikipedia nach. Sie können auch das HAN Lean QRM-Center in Holland kontaktieren.